Hat Googles 20-Prozent-Regel noch eine Zukunft?
Innovation:
Von Michael SchrageBerichte über das angebliche Ende oder eine schrittweise Rücknahme von Googles berühmter "20-Prozent-Regel", könnten sich als übertrieben erweisen. Nach dieser Regel dürfen sich Mitarbeiter einen Tag pro Woche eigenen Projekten widmen. Solche Berichte sind sicher weniger kontrovers als die gezielte Eliminierung der Homeoffice-Arbeit bei Yahoo. Doch sie werfen ein Schlaglicht darauf, wie wichtig das wertvollste Differenzierungsmerkmal für Unternehmen des Silicon Valley im Wettbewerb ist: Talentierte Mitarbeiter im technischen Bereich.
Definitiv verdienen diese produktiven Mitarbeiter all die Aufmerksamkeit, die sie bekommen - vielleicht sogar noch mehr. Jeder, der bereits Geld in Apples App Store verdient hat oder mit Firmen wie Salesforce.com oder SurveyMonkey konkurriert, kennt nur zu genau den gewaltigen Unterschied zwischen "einigermaßen guten" und "grandiosen" Entwicklern. Nicht ohne Grund ist "Acq-hiring" - ein aus den englischen Worten "acquire" (aufkaufen) und "hire" (einstellen) zusammengesetzter Begriff - zu einem Modewort geworden. Echte Talente können enormen wirtschaftlichen Wert schaffen. Verglichen damit sind die Kosten für Gourmet-Kantinen mit glutenfreiem Essen und Concierge-Diensten nur sehr gering.
Allerdings reicht es nicht aus, die Talente einfach einzustellen - man muss auch dafür sorgen, dass sie produktiv Innovationen erzeugen und gleichzeitig innovative Produkte schaffen. Aber was passiert mit dem Selbstbild und den individuellen Erwartungen, wenn der Arbeitgeber unter "produktiv innovativ" und "innovativ produktiv" plötzlich etwas ganz anderes versteht? Wer glaubt, ihm sei versprochen worden, sich bis zu einen Tag pro Woche mit Ideen für disruptive Innovationen zu beschäftigen, könnte sich durchaus betrogen oder unzufrieden fühlen, wenn er sich nun stärker als gedacht um seinen normalen Job kümmern soll. Auf gewisse Weise geht es bei Innovationskultur ebenso sehr um Glaubwürdigkeit wie um Kreativität und Genialität.

Zur Übersicht
- Seite 1: Hat Googles 20-Prozent-Regel noch eine Zukunft?
- Seite 2: Kleiner werdender Spielraum
- Das Magazin: Das Wissen der Besten
- Der Wissenschaftler: Schumpeter ist aktueller denn je
- Der Berater: Mitarbeiter gezielt weiterbilden
- Der Manager: Gewinne sind nicht das einzige Ziel
- Innovation: "Zeit ist der kritische Faktor"
- Forschung: Was gute Studien auszeichnet
-
HBM 5/2019
Warum Feedback scheitert
Mit Kritik führen Sie Ihre Mitarbeiter nicht zu Spitzenleistungen. Was wirklich funktioniert.
Heft kaufen -
HBM 6/2019
Die Wahrheit über Innovation
Kreativität ist nur der Anfang - was wirklich zählt, sind Führung und Disziplin
Heft kaufen -
HBM Edition 1/2019
Strategie
Wie Sie Ihr Unternehmen für die Zukunft richtig aufstellen
Heft kaufen
- Spezial Mut: "Mut macht unbeliebt"
- Personal: Seid nett, Bosse!
- Zahlungsmoral: Solvente Kundschaft
- Unternehmensberatung: "Wir sind keine Maschinen"
- Buchtipps: "Jede Seite lohnt sich"
- Personal: Talente hiergeblieben!
- Interview: "Es gibt keine einfache Therapie"
- Verhandeln: Gut vorbereitet
- Mut: Die wichtigste Eigenschaft von Führungskräften
- Buchtipp: Digitaler Crashkurs