Viele Anhänger hat die Bürokratie nicht gerade. Walmarts CEO Doug McMillon bezeichnet sie als „Schurken“. Und Charlie Munger, der Vize-Chairman von Berkshire Hathaway, sagt, die Fänge der Bürokratie seien wie „Krebsgeschwüre“. Jamie Dimon, der Chef von JPMorgan Chase, spricht von einer „Krankheit“. Manager wissen, dass Bürokratie den Tatendrang bremst, Risikofreude mindert und Kreativität erstickt. Sie ist eine Belastung für die menschliche Leistungsfähigkeit.
Den meisten Leuten ist dies bewusst. Aber sie glauben, Bürokratie sei unvermeidbar. Dimon erinnert sich an einen externen Berater, der sie als „notwendiges Ergebnis komplexer Unternehmen, die in einem komplexen internationalen und aufsichtsrechtlichen Umfeld agieren“ verteidigte. Seit 1983 hat sich die Zahl der Manager, Vorgesetzten und Backoffice-Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten mehr als verdoppelt, während die Zahl der Beschäftigten in allen anderen Berufsgruppen nur um 44 Prozent gestiegen ist. In einer Umfrage der „Harvard Business Review“ sagten fast zwei Drittel der Befragten, ihre Organisationen seien in den vergangenen Jahren bürokratischer geworden. Der frühere Managementvordenker Peter Drucker hätte mit seiner Prognose, dass Organisationen heute nur halb so viele Hierarchieebenen und nur ein Drittel der Manager haben würden im Vergleich mit Ende der 1980er Jahre, nicht weiter danebenliegen können. Die Bürokratie boomt.
Unterdessen ist die Produktivitätsentwicklung ins Stocken geraten. Von 1948 bis 2004 stieg die Arbeitsproduktivität bei Unternehmen außerhalb des Finanzsektors jährlich um durchschnittlich 2,5 Prozent. Seitdem sind es nur noch 1,1 Prozent pro Jahr. Das ist kein Zufall: In großen Unternehmen, die die US-Wirtschaft heute prägen, greift die Bürokratie besonders um sich. Mehr als ein Drittel der amerikanischen Arbeitnehmer sind in Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern beschäftigt. In diesen sind die Mitarbeiter mit Kundenkontakt unter durchschnittlich acht Führungsebenen begraben.
Manche erhoffen sich Heilung durch Start-ups. Doch auch wenn Namen wie Uber, Airbnb, Farfetch und Didi Chuxing in den Medien prominent vertreten sind, machen diese und andere Einhörner (Start-ups mit einer Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar – Anm. d. Red.) nur einen Bruchteil ihrer jeweiligen Volkswirtschaft aus. Und wenn junge Unternehmen wachsen, werden sie selbst Opfer der Bürokratie. Ein besonders erfolgreicher IT-Anbieter konnte seinen Jahresumsatz zwar auf vier Milliarden Dollar steigern, baute dabei aber einen Verwaltungsapparat mit sage und schreibe 600 Vice Presidents auf.
Warum hält sich die Bürokratie, entgegen allen Bemühungen sie abzubauen, so hartnäckig? Zum Teil liegt das daran, dass sie funktioniert – zumindest zu einem gewissen Grad. Mit klaren Hierarchien, spezialisierten Fachabteilungen und standardisierten Aufgaben ermöglicht die Bürokratie Effizienz im großen Maßstab. Außerdem ist sie angenehm vertraut: Auch über Branchen, Kulturen und politische Systeme hinweg unterscheidet sie sich kaum. Trotzdem ist Bürokratie eben nicht unvermeidbar. Seit der Begriff vor rund 200 Jahren geprägt wurde, hat sich viel verändert. Heute sind die Mitarbeiter keine Analphabeten mehr, sondern qualifiziert; Wettbewerbsvorteile basieren auf Innovationen, nicht nur auf Größe; Kommunikation erfolgt unmittelbar, nicht auf verschlungenen Wegen; und Veränderungen laufen in Lichtgeschwindigkeit ab, nicht im Schneckentempo.
Das Ende der Bürokratie
HBM Januar 2019
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